
- 29. Januar 2019 von Chef-Sache
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Food-Trends sind gute Orientierungshilfen, die potentielle Störfaktoren für das tägliche Business rechtzeitig andeuten. CHEF-SACHE ist stolz die Mitarbeit von Hanni Rützler und dem Zukunftsinstitut unseren Mitgliedern vorstellen zu können. Denn Trends machen auch unserer Branche klar, dass sich das Umfeld rasant verändert.Wichtig ist hier zu verstehen, dass diese Frühwarnkomponenten als Führungshilfen angesehen werden können: sie zeigen schon heute Entwicklungen auf, welche sich erst in einigen Jahren festsetzen oder einpendeln werden.
Das Interesse an Food-Trends ist ungebrochen. Vor allem in der Lebensmittelindustrie wächst das Bedürfnis, sich intensiver mit der eigenen Zukunft auseinanderzusetzen; denn in einem gesättigten Markt der Food-Branche, in dem die Nachfrage der Konsumenten und nicht das Angebot des Produzenten über Erfolg oder Misserfolg entscheidet und in dem junge, dynamische Unternehmen den Big Playern das Innovationstempo vorgeben, ist das kaum überraschend.
Zukunftsorientierung jenseits von Hypes
In unseren dynamischen Esskulturen bieten Food-Trends eine gute Orientierungshilfe. Vorausgesetzt, man verwechselt Trends nicht mit den saisonalen Hypes, sprich von Marketingabteilungen gepushten und von Medien aufgebauschten Produktentwicklungen, seien es die jährlich wechselnden Superfruits, Sea Vegetables oder Pop-Cakes. Für die Trend- und Zukunftsforschung sind dies nur oberflächliche Phänomene.
Denn Menschen sind nicht auf der Suche nach besseren Marketingstrategieanwedungen, sondern sie sind auf der Suche nach besseren Esslösungen.
Hanni Rützler beschreibt mit dem Begriff Food-Trends eine längerfristige Veränderungsbewegung und einen Wandlungsprozess innerhalb Esskulturen, in denen sich Lösungsversuche für erwartete Problemstellungen ankündigen. Diese Veränderungsbewegungen werden, von tiefgreifenden, globalen, langfristigen sozialen, ökonomischen, politischen und technologischen Entwicklungen geprägt werden. In der Sprache der Trend und Zukunftsforschung werden diese grossen und langfristigen Veränderungen, Megatrends genannt.

Food-Trends lenken die Aufmerksamkeit vom Neuen zum Sinnvollen
Nicht jeder Food-Trend ist für jeden in der Branche gleich wichtig. Was sie verbindet ist, dass sie Orientierung geben und Inspiration liefern. Dabei gilt: Je komplexer der Trend, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass er für alle Branchen relevant sein könnte. Desto schwieriger ist es jedoch auch, mit ein paar simplen Ideen oder Produkten die richtigen Antworten zu finden.
Denn wahre Innovation braucht Tiefe, Zeit und Geduld. Wahre Innovation braucht Meta-Erkenntnis und die kulturelle Fähigkeit einer Organisation, mit Neuem umzugehen. Food-Trends können helfen, die Aufmerksamkeit vom Neuen auf das Sinnvolle zu lenken, das uns Entscheidungen und Handlungen im Essalltag erleichtert und uns praktischere, genüsslichere, nachhaltigere und preiswertere Lösungen im Einklang mit unseren jeweiligen Werten offeriert.
Trend-Krisen für mehr Qualität
Trends provozieren naturgemäß auch immer wieder Gegentrends, wie:
• Die Globalisierung der Lebensmittelproduktion generierte den Trend zum Regionalen: Local Food bzw. Brutal Lokal.
• Die Industrialisierung und Standardisierung stärkte die Slow-, Nature-, True-, Wild- und Artisan-Food-Trends.
• Gegen Convenience richtet sich der DIY-Food-Trend.
• In Widerstand zum Veggie-Trend erstarkt eine neue Begeisterung für Fleisch.
Man kann die Gegentrends auch als positive Störer sehen, die zu einem Qualitätssprung und zur Ausdifferenzierung des Angebotes führen. Sie reorganisieren und revitalisieren Trendentwicklungen und sind im Stande Produkte und Service aufzuwerten. Der Veggie-Trend und die steigende Anzahl an Vegetarier haben beispielsweise dazu geführt, dass Fleisch und Fleischprodukte heute bewusster gewählt werden und das Angebot an hochwertigen Produkten zugenommen hat.
Food-Trends als Störfaktoren für das tägliche Business
Auf den ersten Blick mag die Vielfalt der Food-Trends und ihre Widersprüchlichkeit verstören. Auf den zweiten Blick erweist sich genau das allerdings als ihre eigentliche Stärke: Trends machen auch erfolgreichen Unternehmen klar, dass die Branche sich rasant verändert und damit auch unberechenbarer wird; dass es unmöglich ist, alle Faktoren, die für diese Veränderungen ausschlaggebend sind, zu kontrollieren und damit auf ein effizientes, aber auch auf ein sehr fragiles System zu vertrauen.
Ein gekürzter Auszug aus dem Food Report 2018, herausgegeben vom Zukunftsinstitut in Kooperation mit der Lebensmittel Zeitung
Der neuste und aktuellste Foodreport 2019 hier erhältlich
Autor: Hanni Rützler
Hanni Rützler ist eine Pionierin und internationale Größe der Ernährungswissenschaften. Als Expertin spannt sie in ihren zahlreichen Publikationen und auch auf der Bühne einen multidisziplinären Bogen zu den Themen Food, Gastro und Gesundheit.
Quelle: Zukunftsinstitut